Opfer oder Gestalter deines Lebens?

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Ein Denkanstoß für Frauen.

Da Frauen durch Mehrfachbelastung in Beruf und Familie oft besonders gefordert sind, ist die Gefahr, sich „als Hamster im Laufrad“ zu fühlen, sehr groß.

Hektik und Stress dominieren häufig unseren Alltag. Die unzähligen Aufgaben und vielfältigen Herausforderungen, denen wir uns täglich stellen müssen, lassen das Gefühl manchen Menschen, manchen Dingen oder eigenen Bedürfnissen nicht gerecht zu werden, immer wieder auftauchen. Es stellt sich die Frage: Kann ich etwas in meinem Leben ändern? Oder bin ich Opfer meiner Umstände und machtlos?

Im Beratungsprozess mit Frauen höre ich immer wieder: „Man erwartet von mir……“ „Ich habe keine andere Wahl“ „Ich muss ja funktionieren…..“ Habe ich wirklich keine andere Wahl, oder ist es die Angst vor Veränderungen, oder die Angst vor der Auseinandersetzung mit mir selbst, mit meinen Bedürfnissen und meinen Werten? Vielleicht ist es aber auch Bequemlichkeit, da es einfacher ist, in Gewohntem zu verharren. In diesem Zusammenhang scheinen Sachzwänge besonders geeignet, der Freiheit eine Absage zu erteilen. Wer rückblickend sagt: „Ich hatte doch damals keine Wahl“, dem ist nicht bewusst, dass er in dieser Situation sehr wohl gewählt hat.Der Sachzwang war damals vielleicht eine Immobilie, der Beruf, finanzielle Aspekte,….

Es gibt Umstände, Bedingtheiten im Leben jedes Menschen, die sich nun mal nicht ändern lassen. Gegebenheiten, die es anzunehmen gilt. Aber was ist mit den vielen Umständen, die man sehr wohl ändern könnte? An dieser Stelle ein bekannter Spruch: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Wie uns die Logotherapie Viktor Frankls lehrt, gibt es neben den Bedingtheiten auch eine Fülle an Möglichkeiten und Freiräumen. Erkenne ich diese Möglichkeiten und entwickle ich ein Bewusstsein für meine Freiräume, so erlebe ich Bereicherung und Erfüllung.

Es liegt an mir, mein Leben in die Hand zu nehmen, aus der Opferrolle und dem Gefühl der Machtlosigkeit herauszutreten und zu sagen: Ich entscheide, wie ich mein Leben gestalten möchte. Mit dem Bewusstsein Freiräume zu haben – und sind es nur ganz kleine – erlebe ich mich als Gestalter meines Lebens. Ich fühle mich selbst-, anstatt fremdgesteuert und es gelingt viel besser, Unveränderbares positiv anzunehmen.

In scheinbar unveränderbaren Lebenslagen kann es hilfreich sein, sich mit einem logotherapeutisch geschulten Berater auf die Suche nach noch nicht gelebten Lösungsmöglichkeiten und Alternativen zu machen – eine Chance zur Standortbestimmung und Neuorientierung. Jeder Mensch trägt die Ressourcen in sich, Dinge zu verändern. Diese individuellen Ressourcen zu entdecken und zu nutzen, kann Teil eines Beratungsprozesses sein. Es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen, das Blickfeld zu erweitern und Perspektiven zu wechseln.

Und übrigens: Auch kleinste Veränderungen können viel bewirken! Und wenn es nur die innere Einstellung zu äußeren Umständen des Lebens ist, die sich ändert.

Opfer oder Gestalter des eigenen Lebens: Es liegt in deiner Hand zu wählen.

Ruth Hausmann, Diplom-Pädagogin und Diplom-Lebensberaterin am SinnZENTRUM Salzburg

Foto Credit: Ruth Rambousek

Kinder wollen lernen

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Wir könnten zur Abwechslung unseren Kindern einmal danken, dass sie täglich mitmachen, in die Schule gehen und ihre Aufgaben erfüllen.

„Mein Lieblingslehrer hatte Humor, war einigermaßen streng, ehrlich, konnte gut zuhören, zeigte seine Gefühle und sagte mir, wenn er etwas nicht gut fand und woran ich noch feilen könnte. Ich fühlte mich akzeptiert – auch mit meinen Schwächen – vor allem aber immer wertgeschätzt, auch wenn ich Mist gebaut hatte. Ich hatte nie das Gefühl von Versagen oder dass ich mich für mich schämen müsste. Ich wußte, dass er an mich glaubt!“ erzählt eine Schülerin, 17 Jahre. Sie hat ordentlich Glück gehabt.

Denn die Beziehungsebene bestimmt die Inhaltsebene, das heißt dass 80 Prozent der Wirksamkeit des Unterrichts über die Beziehungsqualität zwischen Lehrendem und Schüler laufen. Dort wo Wertschätzung, Einfühlungsvermögen, Authentizität, Vertrauen und Mut machen präsent sind, kann stressfreier Unterricht – also nährende Begegnung – entstehen. Und zwar ohne Angst, Hilflosigkeit, Ausgeliefert sein, Scham, Druck und negativem Stress.

Eine gelingende Führung des Schülers stärkt die Zuversicht und das Vertrauen im Kind in die eigene Kraft und Wertigkeit und bewirkt Freude und Spaß am Lernen.

Der Geist in uns ist dynamisch und kreativ, das Kind will von Anfang an sich selbst leben. Es wirkt aus sich heraus, will seinen Eindrücken Ausdruck verleihen und seine Fähigkeiten leben. Kinder brauchen und wollen Herausforderungen um an ihnen wachsen zu können. Daher gilt es für Lehrer, aber auch Eltern und jegliche Bezugsperson, für das jeweilige Kind altersgerecht sinnvolle Möglichkeiten zu schaffen, die positiv gemeistert werden können. Zu hoher Leistungsanspruch hingegen erzeugt negative Streßsymptomatik, wirkt lernhemmend und mindert das Selbstwertgefühl.

Zukunftsdenkend wünschen wir uns als Eltern natürlich eine gute Bildung für unsere Kinder, um in der Berufswelt einen guten Platz zu finden und sinnstiftend wirken zu können. Aber dafür braucht es Freude, Neugierde, Mut, Willenskraft, Durchhaltevermögen sowie ein Wofür.

Aus Sicht der Kinder sind Kinder tagtäglich verdammt das meiste mitzumachen, von Klein auf. Oder hat Ihnen ihr Achtjähriger schon mal gesagt, „Mama mir reicht’s, ich ziehe aus!?“

Genau dafür sollten wir unseren Kindern dankbar sein, und dies auch zum Ausdruck bringen. Jetzt zum  Schulschluss – „Danken Sie ihrem Kind dafür, dass es tagtäglich mitmacht, dass es in die Schule geht und seine Aufgaben erfüllt! Stehen Sie hinter ihrem Kind, egal was kommt und hoffen, dass es trotz Anstrengung auch viel Freude und Spaß im Alltag hat.“

Susanne Leikermoser ist Familienberaterin, Kinder- und Jugendcoach am SinnZENTRUM Salzburg.

Foto Credit: Ruth Rambousek

Logotherapie – ein Augenschein

Aufbauend auf der Psychoanalyse Sigmund Freuds und der Individualpsychologie von Alfred Adler entwickelte der Psychiater und Neurologe Viktor Emil Frankl (1905–1997) im Wien der frühen Dreißiger Jahren einen eigenständigen Ansatz, für den er den Begriff „Logotherapie und Existenzanalyse“ prägte. Logotherapie und Existenzanalyse, auch „Dritte Wiener Richtung der Psychotherapie“ genannt, ist eine international anerkannte, empirisch untermauerte sinnzentrierte Psychotherapierichtung.

Frankls Konzept leitet sich aus drei philosophischen und psychologischen Grundgedanken ab: die Freiheit des Willens, der Wille zum Sinn, und der Sinn im Leben. Der Logotherapie und Existenzanalyse liegt ein Menschenbild zugrunde, das die Person in ihrer Freiheit und Verantwortung ernst nimmt. Der Mensch will Sinn-orientiert leben, er will Werte in den vielfältigen Situationen des Lebens finden und verwirklichen, sagt der Arzt und Philosoph Viktor E. Frankl.Univ. Als einziger Überlebender seiner Familie des Holocausts wurde er durch sein Buch „…trotzdem ja zum Leben sagen – Ein Psycholog erlebt das KZ“ weltberühmt und verbreitete auf allen Kontinenten seine Lehre von der Sinn- und Wertorientierten Psychotherapie. Mit der Existenzanalyse gibt uns Frankl Werkzeuge mit auf den Weg, um über die eigenen Bedingtheiten hinaus zu blicken und die Möglichkeiten, Wertigkeiten und den Sinn des eigenen Lebens zu entdecken.

Frankls Logotherapie ist Lebens-Hilfe, um den erkannten Sinn auch im privaten und beruflichen Alltag ein- und umzusetzen. Es lassen sich neue Perspektiven und Lösungen finden, die in allen Situationen des Lebens hilfreich sein können. Vermeintliche Sackgassen und schwierige Lebensphasen lassen sich leichter bewältigen, ist man sich des eigenen Freiraumes, sowie seiner eigenen Möglichkeiten und Wertigkeiten bewusst. Dann kann man diese auch verantwortungsvoll einsetzen und sein Leben in Freude gestalten.

 

Lesen Sie auch: 10 Fragen an die Logotherapie

 

Endlich loslassen …

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…in unserer stressgeplagten Gesellschaft gewinnt dieses Wort immer mehr an Bedeutung. Das Angebot an Büchern und Kursen, die dabei helfen sollen, aus der Leistungssprirale auszusteigen, ist unüberschaubar groß.

Dennoch trifft man wirklich gelassene Menschen immer seltener. Selbst im Urlaub wird jeder Tag mit Aktivitäten verplant. So, als wäre die Stille, das Innehalten, das Mit-sich-sein, eine Bedrohung.Wenn uns das Loslassen wirklich ein Herzensanliegen ist und wir nicht nur nach einer einfachen Entspannungsübung suchen, kommen wir aber nicht drum herum, uns in die Stille zu begeben. Auch wenn in dieser Stille oft Fragen auf uns warten, die uns an unsere Grenzen bringen – wie zum Beispiel die Frage „Wer bin ich?“ oder „Was könnte der Sinn meines Lebens sein?“

Es ist gut, dass sich diese Fragen nicht so einfach beantworten lassen, dass wir dabei auch unsere Begrenztheit erfahren und erkennen, dass nicht alles im Leben ergründbar und planbar ist, dass sich vieles unserer Kontrolle entzieht. Wer auf diese Erkenntnis nicht mit Angst sondern mit Urvertrauen reagiert – also an einen Sinn glaubt, der hinter allem steht – auch hinter den großen Fragezeichen des Lebens, der wird sich auch auf die unvorhergesehenen Wendungen des Lebens einlassen können.

Loslassen, das heißt für mich vor allem auch annehmen können was kommt – nicht krampfhaft festhalten an einer ursprünglichen Idee oder einer ganz bestimmten Vorstellung – sowohl im Großen, wie auch im Kleinen dem Leben seine Eigendynamik und Schicksalshaftigkeit lassen und auch dem Zufall Raum geben.

„Schön und gut…“ wird mancher sagen, der das liest „…und woher bekomme ich dieses Urvertrauen?“ Ich gebe zu, es ist nicht einfach. Es fällt mir dazu immer wieder der Vergleich mit dem Klettern ein. Wer eine 100 Meter hohe Wand durchsteigt und keinen Griff mehr im Fels findet, muss sich ins Seil fallen lassen. Das mag beim Anblick der Tiefe einiges an Überwindung kosten. Wer aber einmal die Erfahrung gemacht hat, verliert die Angst davor und gewinnt Vertrauen in den Freund, der ihn sichert. Auch das Klettern wird danach leichter und spielerischer, weil man weiß, dass nicht alles vom eigenen Können abhängt.

Ich denke, dass wir auf unserer Tour durchs Leben – die uns auch oft durch unerwartet steile Wände führt – die Gewissheit haben dürfen, dass wir gut gesichert sind und nicht alles von uns abhängt. Den Mut zum Loslassen müssen wir aber selber aufbringen.

Robert Stickler ist Sozial- und Lebensberater im SinnZENTRUM Salzburg, Kunstpädagoge und Veranstalter von Männergesprächsrunden.

Foto Credit: RuthRambousek

Habt Nachsicht mit uns Erwachsenen, Kinder!

Wünsche, Bedürfnisse und Anschauungen von anderen sollten wir ernst nehmen. Vor allem auch die unserer Kinder. Oftmals vergessen wir vor lauter richtig machen wollen, unser Kind wirklich wahrzunehmen. Und verletzen dann, ohne es bewusst zu merken, die Integrität des Kindes. „Kinder müssen mit Erwachsenen sehr viel Nachsicht haben!“ sagt Antoine de Saint-Exupery. Und damit hat er wohl recht!

Ein Ehepaar sitzt mit seiner siebenjährigen Tochter in einem Restaurant. Die Kellnerin nimmt zuerst die Bestellung der Erwachsenen auf und wendet sich dann dem kleinen Mädchen zu.

„Was möchtest du essen?“ fragt sie. Das kleine Mädchen schaut schüchtern zu seinen Eltern und antwortet dann: „Würstel mit Pommes.“ Darauf sagt ihre Mutter: „Nein, keine Würstel mit Pommes, sie wird ein Hühnchen nehmen.“ „Mit Kartoffeln und Gemüse“, fügt der Vater hinzu.

Die Kellnerin wendet ihren Blick nicht von dem kleinen Mädchen ab und fragt weiter: „Möchtest du Ketchup oder Senf zu deinen Würsteln?“ „Senf “, antwortet das Mädchen. „In Ordnung, danke“, sagt die Kellnerin und eilt in Richtung Küche.

Die Familie sitzt in erstarrtem Schweigen. Schließlich schaut das kleine Mädchen seine Eltern an und sagt: „Wißt ihr was? Sie glaubt, dass ich wer bin!“

In dieser Alltagsgeschichte berühren mich vor allem zwei Wert-Aspekte: der Wert der Gesundheit und der Wert der Integrität und Würde des Kindes.

Für diese Eltern stellt die Gesundheit ihrer Tochter einen hohen Stellenwert dar. Doch ist es immer wieder wichtig, sich zu fragen, ob die Art und Weise, wie wir für unsere Werte einstehen, auch in achtsamer und respektvoller Weise geschehen? Ob wir unsere dogmatische Einstellung nicht manchmal etwas verändern können oder sollen? Und ob es nicht ab und zu doch besser ist, einen vertrauten oder wichtigen Wert zugunsten eines anderen, höhergestellten Wertes aufzugeben.

Oftmals vergessen wir vor lauter richtig machen wollen, unser Kind wirklich wahrzunehmen. Und verletzen dann, ohne es bewusst zu merken, die Integrität des Kindes. „Kinder müssen mit Erwachsenen sehr viel Nachsicht haben!“ sagt Antoine de Saint-Exupery. Und damit hat er wohl recht!

Der höchste Wert sollte es immer sein, die Integrität und persönliche Würde des anderen zu wahren. Die Wünsche, Bedürfnisse und Anschauungen des anderen wahr und ernst zu nehmen, egal welchen Alters oder Geschlechts.

Dies heißt nicht, derselben Meinung sein zu müssen und es heißt auch nicht, alle Wünsche meines Kindes befriedigen zu müssen (außer die Grundbedürfnisse von Babys). Kinder wollen gesehen, gehört, angenommen werden, so wie sie sind. Im Übrigen trifft das für uns Erwachsene ebenso zu.

Mensch-sein nährt sich von Gleichwürdigkeit, Achtsamkeit, Wahrnehmung, Zuhören, Verständnis und Mitgefühl für das jeweilige Bedürfnis, sowie dem Vertrauen und dem Glauben in Fähigkeiten. Daraus entwickeln sich Selbstbewusstsein, Selbstmitgefühl, Selbstvertrauen und Selbstachtung.

Starre Regeln und Prinzipien funktionieren nicht lange. Sie funktionieren nur, solange sich Kinder ihnen unterwerfen. Eine andere Reaktion der Tochter hätte eine rebellische, trotzige, ablehnende „Ich will essen, was ich will“-Haltung sein können. Eine Auflehnung zum Schutz der eigenen Würde.

Erziehung, oder besser, in Beziehung treten ist ein lebenslanges Experiment, in dem „Fehler“ sein dürfen. Jedoch ist es wichtig, seine persönlichen Wertvorstellungen immer wieder zu hinterfragen, den Sinn, wofür ich das mache, zu erkennen.

Wichtige Fragen zu diesem Thema, die auch in meinem Seminar Wertorientiertes Kinder- und Jugendtraining bearbeitet werden, sind:

– Welche Werte sind mir wichtig und was möchte ich meinem Kind fürs Leben mitgeben?

– Darf ich auch einmal von meinen Grundwerten abschweifen?

– Gibt es Werte, die wichtiger sind als andere?

– Wie wird Gleichwürdigkeit in meiner Familie gelebt?

– Wie ist die Stimmung und Haltung in meiner Familie?

Ihr Leitbild – ein Selbstentwurf zur inneren Führung

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Die sinnvollste Investition, die Sie für Ihr Leben tätigen können, ist jene in Ihr persönliches Wachstum. Dass Sie dafür keine Zeit haben, stimmt nicht,
aber dass Sie Ihr persönliches Wachstum nicht als Priorität festgelegt haben, das kann sein.  

Dennoch, Sie sind bereits auf dem Weg, sonst würden Sie dies hier nicht
lesen. Wenn Sie also schon mal da sind, bleiben Sie gerne länger. Eine
wunderschöne Reise liegt vor Ihnen, und ich wünsche Ihnen alle Kraft, den
vielen Abzweigungen auf dem Weg zu sich selbst – im tiefen Wissen um Ihre
eigenen Werte, Talente und Fähigkeiten – zu widerstehen. Wenn ich Ihnen ein einzigartiges Abenteuer verspreche, dann tue ich dies in der Gewissheit, dass Sie bereits erahnen, worauf Sie sich eingelassen haben: Auf Ihre ganz persönliche Idee von einem stimmigen, authentischen und gelungenen Leben in Freiheit und Verantwortung!

Haben Sie Nachsicht und Geduld, denn die Entdeckung oder Entwicklung Ihres wahren Charakters ist ein natürlicher Prozess und unterliegt einer Abfolge, die allem Lebendigen innewohnt. Vor der Saat kann nicht geerntet werden und niemand kann etwas bauen, ohne vorher eine konkrete Idee davon gehabt zu haben.

Schreiben Sie Ihren Nachruf. Das mutet vielleicht wie eine bizarre Übung an, aber das ist es nicht. Wenn Sie es probiert haben und es Ihnen gelungen sein wird, eine wünschenswerte Beschreibung Ihrer selbst hervorzubringen, haben Sie einen großen Schritt in die plausibelste und für Sie wertvollste Entwicklung niedergeschrieben.

Alleine, dass Sie sich mit dieser Übung befassen, wird ein paar Gramm Ihrer potentiellen Gewichtigkeit mehr in die Welt bringen.

Jemand, der seine eigene, goldene Spur erst einmal erahnt oder sogar   entdeckt hat, verliert nicht so leicht wieder das Interesse daran. Zu motivierend ist die Aussicht auf ein stimmiges Dasein, zu merklich sind die ersten Ergebnisse. Diese sind bei weitem anziehender als alles Geld der Welt. Und dabei ist die Investition in die eigene Persönlichkeit sogar noch ein ausschlaggebender Faktor für unsere prinzipielle Fähigkeit, Geld zu verdienen.

Ihr Nachruf, beherzt und ehrlich formuliert, wird die Matrix für Ihrpersönliches Leitbild sein.

Alles Gute!

Gabriele Sevignani ist selbstständige Lebens- und Sozialberaterin in Logotherapie und Existenzanalyse am SinnZENTRUM Salzburg.

 

Foto-Credit: Ruth Rambousek

10 Fragen an die Logotherapie

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1. Was sind Logotherapie & Existenzanalyse?

Die Logotherapie (LT) ist eine Richtung der Psychotherapie, die von Viktor Frankl entwickelt und 1926 zum ersten mal vorgestellt wurde. Frankls Modell will die Psychoanalyse Sigmund Freuds ergänzen.

Die Existenzanalyse ist die von Frankl formulierte philosophische bzw. theoretische Grundlage, auf der die Logotherapie aufbaut. Sie beinhaltet vor allem Frankls Wert- und Sinnkonzept aufbauend auf den Gedanken der Existenz-Philosophie.

2. Wie funktionieren Logotherapie & Existenzanalyse?

Die Existenzanalyse ist die Analyse des Lebens und Daseins eines Menschen auf die Möglichkeiten, Potenziale und gesunden Anteile hin. Frankl prägt den Begriff ganz bewusst als Gegenpol zur Psychoanalyse, die problemorientiert ist.

Mithilfe der Logotherapie werden die erkannten Möglichkeiten und Freiräume dann ins Leben umgesetzt.

3. Wer war Viktor Frankl?

Viktor Frankl war Neurologe, Primar, Psychotherapeut, Philosoph, gläubiger Jude, Überlebender mehrerer Konzentrationslager. Er war Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, der 3. Wiener Schule der Psychotherapie. Ihm wurden über 30 Ehrendoktorate und über 10 Ehrenprofessuren verliehen; 1997 verstarb er in seinem 93 Lebensjahr in seiner Geburtsstadt Wien.

4. Welche Bedeutung hat die Logotherapie in der Welt der Wissenschaft?

Die Logotherapie ist eine eigene wissenschaftliche Disziplin und eine im Kontext der Psychotherapien anerkannte Methode. Im US-amerikanischen Umfeld existieren ca. 600 Studien zu ihrer Wirksamkeit. In Europa ist sie als eigene wissenschaftliche Disziplin relativ unterbelichtet. In den USA, Lateinamerika oder Japan ist die wissenschaftliche Bearbeitung weitaus intensiver vorangetrieben worden. 1962 bekam Viktor Frankl den ersten Lehrstuhl für LT in San Diego, in Österreich gibt es bis heute keinen eigenen Lehrstuhl.

5. Für wen wurde sie entwickelt?

Ursprünglich für Menschen, die an psychischen Störungen leiden. In ihrer Weiterentwicklung dient sie allen Menschen, die nach Werten in ihrem Leben bzw. den Sinn ihres Lebens suchen.

6. Was ist ihre erwünschte Wirkung?

Sich selbst als wertvoll zu erleben, dauerhaft gute Beziehungen führen zu können, in der eigenen Arbeit und Aufgabe erfolgreich und glücklich zu sein. Auch mit Widerwärtigkeiten des Lebens – Gesundheit oder Verlust – zurecht kommen zu können.

7. Gibt es Nebenwirkungen?

Die „unbeabsichtigte“ Nebenwirkung ist die positive Entwicklung des Menschen. Mehr Selbstständigkeit, mehr Selbstbewusstsein, mehr Urvertrauen.

8. Wie komme zu einer Ausbildung in Logotherapie & Existenzanalyse?

Es ist die Frage, ob man mit der LT&EA beratend oder psychotherapeutisch tätig sein will. Um PsychotherapeutIn zu werden, sind das Propädeutikum sowie ein Fachspezifikum zu absolvieren.

Für die Ausbildung zum Diplom-Lebensberater gibt es zertifizierte Lehrgänge, die (auch) am SinnZENTRUM Salzburg regelmäßig angeboten werden. Siehe mehr Details dazu hier (Link sezten!!)

9. Wer kann die Ausbildung machen?

Im Prinzip Jede und Jeder. Für die Zulassung zum Lebens- und Sozialberater entscheidet die Lehrgangsleitung. Ausschließungsgrund wäre eine akute psychische Erkrankung.

10. Wozu dient eine Ausbildung in Logotherapie & Existenzanalyse?

Manche Menschen machen die Ausbildung zur persönlichen Weiterentwicklung, andere wiederum, um dieses Wissen dann beruflich anzuwenden.

Foto Credit: Ruth Rambousek

 

 

 

 

 

 

 

 

Was sagt Martin Buber?

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Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre

Der Philosoph Martin Buber spricht immer wieder von der Entschiedenheit menschlichen Handelns. Die menschliche Seele, die im Chassidismus die Gesamtheit der leiblichen und geistigen Kräfte bedeutet, neigt in ihrer Vielfalt zur Widersprüchlichkeit. Dies macht es dem Menschen oft schwer, die an ihn herangetragenen Aufgaben mit ganzer Entschlossenheit anzugehen. Nach der chassidischen Vorstellung wirkt im Innersten der menschlichen Seele eine göttliche Kraft, die den Menschen befähigt, seine Seele zu einen. Das bedeutet, dass wir die einander widersprechenden Kräfte bündeln und unsere Werke entschlossen in die Welt setzen können.

Der Chassidismus setzt sich auch mit dem Ursprung zwischenmenschlicher Konflikte auseinander. Diese werden darauf zurückgeführt, dass im menschlichen Leben im Denken, Sprechen und Handeln oft keine Übereinstimmung besteht. Diese Widersprüchlichkeit schädigt die Beziehung zu unseren Mitmenschen. Wenn wir uns in diesem Punkt wandeln, sind wir in der Lage, in neue, veränderte Beziehungen zu unseren Mitmenschen zu treten.

Es kommt ein Lebensprinzip des Chassidismus von fundamentaler Bedeutung zur Sprache. Es wird zu Beginn in einer kurzen Lehrgeschichte verdeutlicht: „Als Rabbi Chajim von Zans seinen Sohn der Tochter des Rabbi Elieser vermählt hatte, trat er am Tag nach der Hochzeit beim Brautvater ein und sagte: »Schwäher, Ihr seid mir nahe gekommen, und ich darf Euch sagen, was mein Herz peinigt. Seht, Haupt- und Barthaar sind mir weiß geworden, und noch habe ich nicht Buße getan!« »Ach, Schwäher«, erwiderte ihm Rabbi Elieser, »Ihr habt nur Euch im Sinn. Vergeßt Euch und habt die Welt im Sinn!«“ (Buber, 2014, S. 41).

Das Prinzip, welches in der Geschichte von Rabbi Elieser hervorgehoben wird, besagt, dass sich der Mensch nicht mit seiner eigenen Person und seinen Befindlichkeiten befassen, sondern sich auf sein Tun in der Welt konzentrieren soll. Daher fordert er seinen Gesprächspartner auf, seine Lebenskraft nicht mit Selbstvorwürfen und der Sorge um sein eigenes Seelenheil zu vergeuden. Nach der chassidischen Lehre geht es vorrangig darum, sich mit ganzer Kraft seiner Aufgabe in der Welt zuzuwenden!

Buber bringt diese Idee mit dem für das Judentum so grundlegenden Begriff derUmkehr in Verbindung, der mehr als Reue und Bußhandlungen bedeutet. Nach jüdischer Auffassung ist die Umkehr das zentrale Element auf dem menschlichen Weg, und meint im tieferen Sinn die Abwendung des Menschen von sich selbst und seinen selbstsüchtigen Verstrickungen und die Hinwendung zu seiner von Gott bestimmten Aufgabe in der Welt. (Buber, 2014, S. 43). Diese Idee ist so zentral, dass nach chassidischer Vorstellung die Erlösung der Welt von ihr abhängt. Diejenigen, die vordergründig sich selbst im Sinn haben, werden als die Hochmütigen und diejenigen, deren Sinn auf die Welt gerichtet ist, als die Demütigen beschrieben. Die Welt als Ganzes kann nur erlöst werden, wenn irgendwann die Demut über den Hochmut gesiegt hat.

Viktor Frankl hat dieses Prinzip unter dem Begriff Selbsttranszendenz in die Logotherapie übernommen. Wie das Auge, das dann gesund ist, wenn es beim Sehen die Welt wahrnimmt und nicht sich selbst, dringt der Mensch zu seinem eigentlichen Sein vor, wenn er in der Hingabe an die Welt sich selbst vergisst. (Frankl, 2011, S. 214).

Das abschließende Kapitel im Weg des Menschen beginnt Buber mit der Geschichte des Eisik Sohn Jekel, die Rabbi Bunam zugeschrieben wird. Nach dieser Geschichte träumte Eisik Sohn Jekel – ein leidgeprüfter und dennoch auf Gott vertrauender Jude aus Krakau – dass in Prag unter der Brücke, die zum Königschloss führt, ein Schatz vergraben liege. Nachdem er dreimal in dieser Weise geträumt hatte, wanderte Eisik nach Prag, um dort den Schatz auszugraben. Als er in Prag ankam, sah er, dass die Brücke streng bewacht war und ihm fehlte der Mut, mit dem Heben des Schatzes zu beginnen. Vom Morgen bis zum Abend harrte er Tag für Tag in der Nähe der Brücke aus und schließlich fragte ihn der Hauptmann der Wache, der auf ihn aufmerksam geworden war, nach dem Grund seiner Anwesenheit. Eisik erzählte dem Hauptmann von seinen Träumen, die ihn nach Prag geführt hätten. Daraufhin lachte der Hauptmann und sagte, dass auch ihm einmal im Traum befohlen worden sei, nach Krakau zu wandern und im Haus des Juden Eirich Sohn Jekel unter dem Ofen einen Schatz zu heben. Da aber in Krakau die eine Hälfte der Juden Eirich und die andere Jekel heiße und er demnach viele Häuser hätte aufreißen müssen, sei er gar nicht erst losgezogen. Als Eirich Sohn Jekel das von dem lachenden Hauptmann hörte, wanderte er zurück nach Krakau und grub in seinem Haus unter dem Ofen den Schatz aus, um dann ein Bethaus zu bauen. (Buber, 2014, S. 49, 50).

In dieser Geschichte ist der Schatz, den es auszugraben gilt, eine Metapher für das erfüllte, gelungene Leben. Es ist eine der tiefen Weisheiten des Chassidismus, dass das erfüllte Dasein genau an jenem Ort zu finden ist, an dem man durch das Schicksal und früher getroffene Entscheidungen jetzt steht. Demjenigen Menschen wird das erfüllte Leben zuteil, der auf die vielfältigen, einander folgenden Situationen des Alltags in der rechten Weise antwortet. Buber (2014, S. 52, 53) hat diese Einsicht in sehr klare und eindringliche Worte gefasst: „Und hätten wir Macht über die Enden der Erde, wir würden an erfülltem Dasein nicht erlangen, was uns die stille hingegebene Beziehung zur lebendigen Nähe geben kann. Und wüßten wir um die Geheimnisse der oberen Welten, wir hätten nicht so viel wirklichen Anteil am wahren Dasein, als wenn wir im Gang unseres Alltags ein uns obliegendes Werk mit heiliger Intention verrichten. Unterm Herd unsres Hauses ist unser Schatz vergraben.“

In weiterer Folge bezieht sich Buber auf eine Lehre des Baalschem, nach der alle Menschen, Wesen und Dinge, mit denen wir in unserem Alltag zu tun haben, eine tiefere Bedeutung in sich tragen, eine heilige Seelensubstanz, die durch den Menschen zur Vollendung gelangen kann. „Pflegen wir heiligen Umgang mit der uns anvertrauten kleinen Welt, helfen wir in dem Bezirk der Schöpfung, mit der wir leben, der heiligen Seelensubstanz zur Vollendung zu gelangen, dann stiften wir an diesem unserem Ort eine Stätte für Gottes Einwohnung, dann lassen wir Gott ein.“ (Buber, 2014, S. 57). Obwohl Buber in großer Klarheit darstellt, worum es im abschließenden Kapitel geht, führt er nicht genauer aus, was mit der heiligen, in allen Dingen waltenden Seelensubstanz gemeint ist.

 

Die Philosophische Gesprächsrunde mit Oliver Beihammer zu diesem Thema findet am Donnerstag, 7. Mai ab 18:30 Uhr im SinnZENTRUM Salzburg, Berchtesgadnerstr. 11, 5020 Salzburg statt. 

 

Nähere Informationen gibt es auch beim Blog von Oliver Beihammer.

Endlich richtig Mann sein

Wie uns Männer die Zeit um die Lebensmitte verändert – und was wir daraus machen können.

Midlife-Crisis ist ein Schlagwort, das ich persönlich lieber mit Lebensmitte ersetze. Ich selbst bin jetzt 46 Jahre alt, Vater von drei Kindern und lebe in einer festen Partnerschaft. Bei mir waren es nicht die körperlichen Veränderungen, an denen ich den Wandel feststellen konnte. Jeder Mensch nimmt das anders wahr, so wird der Sportler naturgemäß über die körperliche Leistung auf Veränderungen aufmerksam werden. In meinem Fall war es aber eindeutig die Psyche, die zuerst reagiert hat.

Zunächst irritierte mich, dass trotz aller Tragik, die mit dem Tod meines Vaters verbunden war, kaum richtige Trauer aufkommen wollte. Der Zugang zu meinen Gefühlen war irgendwie verschüttet. Das bemerkte ich damals sehr bewusst. Aus heutiger Sicht fühlte ich mich ausgetrocknet, kaum fähig, eine Träne zu weinen. Immer öfter lag ich in den Nächten wach und spürte eine Art Sehnsucht in mir, wobei ich aber nicht sagen konnte, worauf sich diese Sehnsucht bezieht.

Ich hatte das äußerst irritierende Gefühl, nicht wirklich zu leben. Unendlich viele Fragen gingen mir durch den Kopf. War das, was ich lebte, überhaupt mein Leben? Warum war es in all der Fülle nicht möglich, einfach glücklich zu sein? Wie müsste mein Leben aussehen, damit ein Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit einkehrt? Immer wieder überkamen mich Phasen von Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit. Ich hatte das Gefühl mehr zu funktionieren, als bewusst zu leben. Die Anzeichen sprachen dafür, dass ich einem Burnout nahe war – zumindest wollte ich es so sehen.

Die Tatsachen liegen aber etwas anders. Die „Modediagnose“ Burnout wird gerne und oft von Männern in den Vordergrund gestellt, auch wenn es sich um umfassendere Krisen oder um den ebenso krisenträchtigen Wandel zur Lebensmitte handelt.  Warum?

Nun, für ein Burnout braucht man sich heute nicht mehr zu schämen. Man(n)  hat eben zuviel gearbeitet. Damit können Männer leben, das verdient sogar einen gewissen Respekt in unserer Leistungsgesellschaft. Damit wird aber der differenzierte Blick auf die menschliche Seele und ihre Bedürfnisse verhindert. Tatsache ist, dass es nach der ICD-10 Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Krankheitsbild Burnout nicht gibt, und ich denke, das ist auch gut so, weil damit Schubladendenken vorgebeugt wird. Es ist also ratsam, sich sehr bewusst damit zu beschäftigen, was hier im Menschen an die Oberfläche drängt. Die Gefahr ist groß, dass man bei vorschneller, falscher Zuordnung eine tiefer liegende Problematik übersieht.

So führt der Wandel zur Lebensmitte bei Männern zu einer Depression, wenn die grundlegenden Lebenssinn-Fragen nicht beantwortet werden können. Schon der Arzt und Psychiater C.G. Jung erwähnt, dass Depressionen von Männern um die vierzig eine gesteigerte Häufigkeit hätten. Ein Befund der heute noch viel krasser ausfällt, auch wenn die klassische Schulpsychiatrie den Zusammenhang mit der männlichen Lebensmitte erst allmählich aufzugreifen beginnt. Tatsache ist, dass die Selbstmordrate bei Männern zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahr ihren Zenit erreicht.

Die scheinbar einfachste Lösung dieser Problematik ist der Griff zu Psychopharmaka. Diese können – gezielt eingesetzt – den Menschen auf seinem Weg durch die Krise unterstützen. Wenn sich aber in US-amerikanischen Handbüchern Vorschläge für Cocktails aus bis zu zwölf verschiedenen Psychopharmaka finden, die Befindlichkeitsstörungen lösen sollen, so ist das eine gefährliche Entwicklung – vor allem dann, wenn sie in einem Land stattfindet, in welchem die meisten dieser Produkte in jedem Supermarkt frei erhältlich sind. Es ist fatal, wenn die Wendezeit zur Lebensmitte in ihrer Bedeutung als reines Defizit der Gehirnchemie verkannt wird und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentwicklung übersehen werden. (vgl.: Hofer M. in „Die zweite Halbzeit entscheidet“)

Aus meiner Sicht zeigt der Wandel zur Lebensmitte in beispielhafter Weise das Zusammenwirken von Körper und Psyche. Würde man in der Betrachtung dieser Thematik dabei bleiben, dass nur diese beiden Ebenen relevant sind, so würde man den wichtigsten Aspekt übersehen. Es ist die geistige Person in uns, jene spezifische menschliche Kraft, die unsere Selbstwerdung anstrebt. Indem wir lernen, ihre Stimme zu hören, kann aus der Krise eine Chance werden. Es ist die Chance, dem Leben und damit sich selbst ein Stück näher zu kommen

Danke Arbeit!?

Wie sehen Sie Ihre Arbeit? In erster Linie, um Geld zu verdienen? Als gesellschaftliche Verpflichtung, Ihren Beitrag zu leisten? Als lästige Pflicht oder als „Sinn“ Ihres Lebens? Der Bezug zum Job unterscheidet sich von Mensch zu Mensch maßgeblich, doch für immer mehr von uns, soll der Job nicht nur Geld sondern auch Erfüllung bringen. 

Wird die eigene Arbeit dieser Erwartung nicht gerecht, steigt die Unzufriedenheit, innere Unruhe kommt auf und kann im schlimmsten Fall auch zum so genannten Burn-Out führen. Vor allem dann, wenn die Arbeit ein Ausmaß annimmt, das keine Zeit mehr lässt für andere wichtige Beziehungen im Leben, wie etwa zur Familie, zur Natur und nicht zuletzt zu sich selbst.

Aber was tun, wenn die „äußeren“ Gegebenheiten so sind wie sie sind? Aussteigen keine Option ist, die Reduktion der Arbeitszeit oder eine Umschulung nicht möglich sind?

Es gibt eine weitere Möglichkeit: nämlich den Bezug zur eigenen Arbeit zu überdenken. Versuchen Sie, „der Arbeit“ einmal anders zu begegnen!

Es steht doch außer Zweifel, dass an der Arbeit viele wesentlichen Lebensmöglichkeiten hängen: Dank der monetären Wertschätzung können wir unsere Grundbedürfnisse wie Essen, Wohnen, Freizeit, Ausbildung und auch unseren „Lifestyle“ ermöglichen. Grund genug, um dankbar zu sein überhaupt Arbeit zu haben – oder etwa nicht?

Vielen Menschen bleibt die Möglichkeit einer Arbeit nachzugehen verwehrt – auch in Österreich, in Europa und ganz zu schweigen von vielen anderen Ländern dieser Welt.

Jeder der schon einmal arbeitslos war weiß, dass das „nicht arbeiten“ wenig mit „Urlaub“ zu tun hat. Denn Arbeit ist eben sehr viel mehr, als nur Gelderwerb. Arbeit kann auch Sinn geben und Identität stiften. Keine Arbeit zu haben löst bei vielen das Gefühl aus, keinen Platz in der Gesellschaft zu haben.

Hat man Arbeit, ist man Teil eines „größeren Ganzen“, egal ob man in einem Unternehmen arbeitet, ManagerIn von Familie & Haus (Respekt!) ist, oder ehrenamtlich einen Beitrag leistet.

Natürlich soll es keineswegs heißen, dass jeder Job großartig ist und in Einklang mit den jeweils eigenen Werten steht. Aber Dankbarkeit hilft, aus dem „Tal des Jammerns“ bzw. aus der Opferhaltung heraus zu kommen. Nur mit einem klaren Blick kann der Fokus unserer Aufmerksamkeit auf grundlegende Fragen gerichtet werden. Wie etwa:  Mache ich das, was ich wirklich machen möchte? Lebe ich meine Werte? Was will ich am Ende meines Lebens erlebt, geleistet, oder geschafft haben?

Die Antworten machen die Sicht auf den individuellen Sinn frei. So kann sich „die Arbeit“ von einer Belastung und Pflicht zu einem Mittel zum Zweck  wandeln.

Die Basis dafür ist Dankbarkeit darüber, überhaupt arbeiten zu können und eine Arbeit zu haben. Entscheiden Sie sich, in welche Beziehung Sie mit Ihrer Arbeit treten wollen