Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor der Wahl: Apfel oder Schokolade, Theaterbesuch oder Patschenkino, spät nachts noch die Zähne zu putzen oder nicht … Wie entscheiden Sie? Welche Kriterien sind dafür entscheidend? Spontaneität, Lust, Freunde, Faulheit, Zufallsprinzip? Vielleicht überlassen Sie auch gerne anderen die Entscheidung?
Immer wieder stehen wir im Leben in Situationen, deren Tragweite weiter reicht als die Wahl von Lebensmitteln, deren Konsequenzen nicht nur uns selbst, sondern auch andere Menschen betreffen. Besonders in diesen Bereichen ist es hilfreich, jenen Kräften zu vertrauen, die einen langen Atem haben.
Vom Winde verweht!?
Augustinus von Hippo beschreibt in seinen „Bekenntnissen“ ein eigenartiges Phänomen. Er führt aus: „Was also ist Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.“ Woran mag das liegen? Weder die Unterstellung, er wäre sich seiner Sache nicht sicher, noch er sei intellektuell nicht in der Lage seine Überzeugung zu formulieren oder er würde sich nach dem Wind drehen, trifft zu.
Vielleicht machen auch Sie die Erfahrung, sich einer Sache sicher zu sein, eine Gewissheit zu fühlen und doch manchmal Schwierigkeit zu haben, genau das zu vermitteln, dazu zu stehen und Verantwortung dafür zu übernehmen, wenn „Gegenwind“ droht oder wenn Alternativen „verführerisch-leicht“ erscheinen, wenn Sie es schlicht beschreiben wollen? Plötzlich scheint das innere Wissen wie vom Winde verweht, nicht mehr verfügbar, stellen sich Leere oder Verwirrung vor das Wesentliche.
„Was stimmt denn nun wirklich?“, ließe sich in solchen Momenten fragen – der Zugang zur Intuition wirkt verloren.
Unterscheidung der Geister
Im leichtesten Fall wird es dann enorm unterhaltsam, dann nämlich, wenn Sie Lust haben, in dieser „Geisterstunde“ zu prüfen, welchem Geist Ihre Verwirrung entstammt. Treibt Angst vor Ablehnung, Zurückweisung mit Ihnen ihr qualvolles Spiel? Lässt Sie Trägheit nicht aus ihren Fängen? Bedarf es noch ein wenig Zeit? Suchen Sie Ihr Auto dort, wo Sie es immer parken, wissend, dass Sie es dieses Mal an einem anderen Ort abgestellt haben, Sie wollen sich aber nicht wegbewegen – bildlich gesprochen? Spüren Sie Ihre Überzeugung und brauchen nur noch das letzte Quäntchen Mut, um dazu zu stehen? Oder ist es ganz anders bei Ihnen?
Im Bewusstsein, selbst Frau und Herr der Gedanken zu sein, lassen sich diese Geister befreit beobachten. Sie erinnern sich an das Märchen vom Rumpelstilzchen? Gegen Ende hält die Königin den kleinen Wicht mit den Fragen hin: „Heißt du Kunz? Heißt du Hinz?“ Das Rumpelstilzchen wähnt sich in Sicherheit. Es tanzt schließlich täglich um sein Feuer, singend „Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß“. Im Nicht-Erkannt-Werden liegt seine Macht. Kaum ist es enttarnt und wird beim Namen genannt, verliert es seine Kraft, zerfällt in Staub und Asche. Und Ruhe, Leichtigkeit und Freude kehren ein.
Wie im Märchen so ist es auch im Leben manchmal ein nicht nur leichter Weg, um zu Erkenntnis zu gelangen, zu dem Geist, der ermutigt, stärkt, belebt.
Wenn der Weg zu verwachsen ist, möchte ich Ihnen gerne Mut machen, sich Unterstützung zu holen, durch Freunde oder auch in professionellem Rahmen. Gemeinsam lässt es sich oft leichter vertrauen und der Intuition folgen. Alles, was Sie dazu brauchen, liegt bereits in Ihnen geborgen.
Nach der Geisterstunde bleibt
der Geist, der lebendig macht!
Karin Grössenbrunner ist Referentin und Vortragende im SinnZENTRUM.