Frühlingserwachen

Aufwachen

Auch Bären tun es, nach dem Winterschlaf. Aufwachen. Doch wozu? Es wartet das Bekannte, der Trott zu Nahrungsquellen, Aufzucht der Jungen – der immer gleiche Ablauf.

Wozu aufwachen? Bären fragen sich das wohl nicht, aber Sie vielleicht an manchem Morgen? Wartet auch auf Sie das Bekannte, der Trott zur Arbeit, Auseinandersetzung mit Ihren Kindern?

Auch die Jahreszeiten nehmen immer den gleichen Lauf. Wir könnten blind werden für die vielen Wunder, die sich im Boden tun, auf dem wir uns bewegen, die sich in Pflanzen, Tieren, bis hin zu uns Menschen zeigen.

Bei den Rückblenden in diesen Tagen des März 2018, auf die Ereignisse vor 80 Jahren, sind wir unverblümt mit Grauen konfrontiert, einer Seite im Menschen, zu der wir fähig sind. Mit Wachsamkeit hat das wenig zu tun. Wie viele Menschen erkennen in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen einfach die Würde des Gegenübers, helfen aus Überzeugung? Worauf richtete sich deren Blick? Was half und hilft, verständliche Angst zu überspringen und einfach in dem Rahmen zu tun, der möglich war und ist?

Das Handeln so vieler Gerechter ist nicht selbstverständlich.
Kein Leben ist selbstverständlich.

Kostbares Leben

Kann genau darin dieses Wozu liegen? Im Entdecken dieser Kostbarkeit des Lebens, in der Farbe der ersten Blüte, die sich Ihnen heuer zeigte, erinnern Sie sich daran? Dem Gesang der Vögel, einem tiefen Atemzug satter Frühlingsluft, Ihrem Mut zu neuen Ideen, einer herzlichen Begegnung mit Menschen – in dem, was Ihnen dazu gerade jetzt selbst in den Sinn kommt.

Vielleicht macht das Bekannte auf einmal neugierig, wird der Trott zur Bewegung, führt die Auseinandersetzung zur Begegnung.

Bleiben wir wachsam für das Wunder. Es wird uns blühen.

 

Karin Grössenbrunner

 

Fotocredits: Erika Maier

Schatz

‚Baba is’, drückt sich meine junge Nachbarin aus, wenn es ihr zu Hause zu langweilig wird und sie so gerne spazieren gehen oder fahren würde. Die Bedeutung von ‚Baba is’ hat mir zuerst ihre Mutter übersetzt. Selbst, wenn ich jetzt nur die beiden Worte höre, weiß ich: Franziska ist um die Ecke. Das kleine Mädl hat ihre eigene Ausdrucksweise gefunden, um zu benennen, was sie vermitteln möchte. Sie wird trotz ihres noch geringen Wortschatzes verstanden; und der wird sich noch um vieles erweitern, ich bin mir sicher.

Mit der eigenen Begeisterung, ja unserem individuellen Lebensweg ist es ähnlich. Es drängt uns zu leben, wir wollen zum Ausdruck zu bringen, was uns bewegt. Am Beginn vielleicht nur in zwei Worten. Doch auch dieser Wortschatz wird sich ausweiten.

Ich

Der individuelle Sinn unseres Daseins findet Heimat in unseren Gedanken und Gefühlen, pulsiert in unseren Organen, durchwirkt unser Wesen, strahlt aus unserem Sein. Er spricht unsere Sprache, geht unsere Bewegung, lebt unseren Mut. Es lässt sich wohl sagen:

Niemand ist im Stande, mein Leben statt mir zu leben.
Alles, was ich dazu brauche, ist mir bereits gegeben.
Daher trage auch ich die Verantwortung dafür – nicht im Sinn einer Bürde, sondern in vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.


… und die vielen anderen

Wir leben jedoch nicht als isolierte Einzelwesen. Gerade dieses Miteinander wirft manchmal Fragen auf. Unser individuelles Sein behält Wert und Bedeutung, unabhängig davon, was rund um uns geschieht. Anders ausgedrückt: Das Wort ‚Freude’ verliert wenig an Aussagekraft, wenn es neben ‚Trauer’ steht. Eine weiße Taste am Klavier behält die Tonhöhe, auch wenn ich die schwarze daneben anschlage. Ein Apfel bleibt ein Apfel, ob er neben seines­gleichen liegt oder neben Birnen, Bananen, Melonen.

Die Freude verändert vielleicht die Form des Ausdrucks, die Saiten einer Taste am Klaviers schwingen mit den anderen, der Apfel nimmt mitunter Geschmack oder Geruch der anderen Früchte ein wenig an, doch das Innerste bleibt bestehen – das Wesen der Freude, die Tonhöhe einer Taste, das Apfel-Sein.

Die Suche danach, welches Wort, welchen Geschmack wir in die Welt bringen, ist immer wieder eine Herausforderung, der wir uns mit Recht stellen dürfen. Sind wir diesbezüglich auf einer guten Fährte, gilt es beherzt weiterzugehen, selbst wenn wir uns zuerst lieber mit anderen ‚Wichtigkeiten und Nebenschauplätzen’ ablenken wollen. Sören Kierkegaard beschreibt es mit: ‚verzweifelt nicht man selbst sein wollen’. Auch das ist uns möglich.

Das Leben zwingt uns nicht, es erinnert uns bloß und überlässt uns die Entscheidung. Dies­bezüglich hat der Apfel einen Vorteil: Er braucht wohl nicht zu seinem Apfel-Sein Stellung zu beziehen und kennt auch wenig Angst vor Ablehnung oder Zurückweisung.

Wir Menschen hingegen kennen jene Angst-Stimmen, die unheimlich laut werden können und die versuchen, das Selbst zu übertönen. Doch selbst dann hat die Angst nicht Recht! Würden wir ihr das Ruder in die Hand geben, wäre es, als hörten wir auf zu leben, bloß weil wir wissen, dass wir sterben werden.

Tun wir das? Natürlich nicht!

Bis zu unserem letzten Atemzug gibt es noch Zeit – zwei Stunden, vier Monate, unzählige Jahre. Wir wissen es nicht. Und gerade deshalb gilt es, den eigenen Weg mit Hingabe zu gehen – ohne Perfektionismus, mit Toleranz zum Scheitern und Barmherzigkeit beim Wieder- Aufstehen.

Und jede Erfahrung erweitert unseren Wort-Schatz, der das eigene Buch des Lebens füllt.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, seien Sie gewiss: Auch in Ihnen liegt ein Schatz verborgen, auch Sie sind ein Schatz!

Karin Grössenbrunner

 

Fotocredits: Thinkstockphotos, Erika Maier

Der richtige Weg…

Mein richtiger Weg, kann ich ihn erkennen, ihn finden?

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Was mich ausschauen lässt nach meinem Weg ist die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Weite, nach Bewegung, nach Abenteuer, herauszusteigen aus dem Garten des Alltags, bei sich sein, sich spüren. Den Rucksack packen und losgehen, einfach dieses Aussteigen aus dem Bekannten, aus der sogenannten Komfortzone, das zu nutzen, um neue Möglichkeiten zu erkennen und diese Möglichkeiten in meinen Garten zu pflanzen.

Es bietet für mich die Natur, eine gewaltige Wirkung auf alle Dimensionen menschlichen Seins. Eine Partnerin die mich jederzeit überrascht, beschenkt, oder herausfordert, nicht berechenbar ist. Sie lässt mich manchmal zu einer Großartigkeit wachsen und im nächsten Moment meine Kleinheit erkennen. Menschliches Leben ist Teil der Natur, der menschliche Geist ist in diese hineingeboren.

Zu erkennen, Teil von etwas Großem zu sein, lässt mich fliegen ohne meine Wurzeln zu vergessen.

Meer Weg Meer Weitblick“ lädt ein, dich auf den Weg zu machen, dich auf etwas Neues und Unbekanntes einzulassen. Es ist ein kleines Wagnis und ein Abenteuer, das dir mit jedem Schritt in die Weite die Möglichkeit bietet, dir nahe zu kommen. Der Weg führt über steinige Steige, hoch über dem Meer und dann wieder direkt die Küste entlang, er wird dir manchmal volle Aufmerksamkeit abverlangen, dich ein wenig nötigen im Augenblick zu sein.

Der Rucksack wird sich manchmal schwer anfühlen, dich daran erinnern, was notwendig ist.

Doch ist diese Mühe in der Waagschale mit den Erlebnissen dieser vier Tage. Ohne die Abgrenzung durch Räume, immer im Freien. Gehen am MeerWeg mit dem Wetter, das sich zeigt. Schlafen unter freiem Himmel, am Lagerfeuer kochen und sitzen. Abends sehen wie die Sonne sich neigt, die Frische des Morgens und die Brise des Meeres zu spüren.

Zeit haben und Mensch sein. Vielleicht ist das ein kleines Stück richtiger Weg?

Robert Weilharter ist Referent im SinnZENTRUM Salzburg.

Im Mai 2016 lädt er zur gemeinsamen Reise ans kroatische Meer ein: Meer Weg, Meer Weitblick. Eine 4-tägige Selbsterfahrung der anderen Art.

Sinn im Wandel – Werte im Wandel

Turbulent ist sie, unsere Zeit. Aufregend, spannend, zuweilen aber auch chaotisch und unruhig. Manchen von uns regt das an, andere empfinden Angst. Denn wir fragen uns: Worauf können wir uns noch verlassen? Was ist gewiss, was unvorhersehbar? Woran kann ich mich halten, wenn ich mich verloren fühle? Gerade wenn wir uns nach Sicherheit und Stabilität sehnen, erwacht in uns die Sehnsucht nach Werten. Nach Werten, an denen wir uns orientieren können, die uns begleiten und stärken.

Werte als Angebote aus dem Leben

 Doch wo finden wir Werte? Können wir uns von gesellschaftlichen Werten (beg)leiten lassen? Oder wollen wir unser doch auf die Suche nach unseren persönlichen Werten machen? Vielleicht sind sie nur verdeckt, durch Angst und einen Mangel an Bewusstheit, einen Mangel an Vertrauen? Gerade die persönlichen Werte haben für den Menschen seit jeher eine fundamentale Bedeutung, ja sie dienen uns gar als Fundamente für unsere Entwicklung und unser Wachstum. Sie stützen uns, wenn wir in der Fülle an Herausforderungen, die das Leben an uns stellt, ins wanken geraten. Wenn wir alleine nicht mehr zurecht kommen, bieten sie uns einen sicheren Hafen. Dabei sind Werte niemals Gebote, wie das Leben gelingen muss, sondern Angebote, damit es besser gelingen kann.

„Was ist mir denn wirklich wichtig?“

 Wie begegnen wir nun den Werten im Wandel? Klammern wir uns an rigide Stabilität, werden wir dem Leben nicht gerecht. Alles unterliegt diesem Wandel und wie die Natur, die nun bald wieder voll neuer Kraft erwacht, strebt auch der Mensch als Teil dieses großen Ganzen danach, immer wieder neu zu werden. Auf unserem Weg können wir auf unsere Werte vertrauen und uns zugleich an das Kommende wenden. Dazu wollen wir uns den persönlichen Werten wieder bewusst werden, wollen sie wieder entdecken und sie umsetzen. Wir blicken fragend nach Innen: „Was ist wirklich wichtig für mich?“. Ob dies aus einer angstvollen Perspektive geschieht, oder mit offener und neugieriger Haltung, das bestimmen wir selbst. Ganz gleich, welche Fragen wir uns stellen, es liegt in unserer VerANTWORTung, mit welcher Antwort wir erwidern.

Christoph Schlick, Gründer & Leiter des SinnZENTRUMS Salzburg.