„Wesentlicher, echter und intensiver leben“

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Christoph Schlick, Gründer und Leiter des SinnZENTRUM Salzburg, über Viktor Frankl, seine Visionen und den Sinn von Sinn.

Das Credo des Arztes, Psycho-therapeuten und Philosophen Viktor Frankl ist: „Dem Leben einen Sinn geben“. Haben Sie das SinnZENTRUM deshalb so benannt?

Sinn ist ein ständig aktueller Schlüsselbegriff, viele Menschen suchen den Sinn. Manche trauen sich, das auszusprechen, manche wissen gar nicht, dass das für sie gerade eine Bedeutung hat. Viktor Frankl hat sich in den verschiedensten Situationen seines Lebens immer wieder die Sinnfrage gestellt. In seiner Theorie, in seiner Therapie und in seinen vielen Büchern versucht er diesem Thema auf den Grund zu gehen. Seine Logotherapie ist der Hintergrund der Arbeit in unserem Zentrum. Wir wollen dem Thema Sinn im SinnZENTRUM Salzburg Raum, Platz und Inhalt geben.

Sie haben Viktor Frankl als Jugendlicher persönlich kennen gelernt. Was hat er bei Ihnen bewirkt?

Ich habe Viktor Frankl als Redner bei einer Eröffnungsveranstaltung mit 17 Jahren kennen gelernt. Ich war einfach nur begeistert von ihm.

Zehn Jahre später bin ich ihm dann bei einem Vortrag in Wien wieder begegnet. Damals war ich bereits Wirtschaftsleiter, Seelsorger und Verantwortlicher für das Kloster-Internat in Sekkau. Von diesem Zeitpunkt an habe ich immer versucht, möglichst viele Menschen mit seinen Gedanken in Verbindung zu bringen.

Wiederum zehn Jahre später traf ich Frankls Schülerin Elisabeth Lukas auf einem Kongress. Zwei Tage später war ich zur Ausbildung bei ihr angemeldet. Sie war die erste überhaupt, die eine Ausbildung in Logotherapie und Existenzanalyse angeboten hat.

Was macht Viktor Frankls Lehre für Sie so faszinierend?

Es ist sein Blick auf den Menschen, der mich fasziniert. Frankls Sicht ist eine Kombination aus Naturwissenschaft, Philosophie und Spiritualität und somit eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen. In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts galt er als Alien, denn damals wurde das Menschenbild lediglich auf einzelne Daseins-Aspekte reduziert. Das Wichtigste aber ist, dass Frankl sein umfassendes und alles einbeziehendes Menschenbild in einen medizinischen Kontext einbringt.

Sie sind in Graz geboren, haben Jus und Theologie studiert, waren über 20 Jahre Mönch in der steirischen Abtei Sekkau. Wie hat es Sie nach Salzburg verschlagen?

Nach der Zeit im Kloster wollte ich meine Erfahrung in wirtschaftlicher und seelsorgerischer Hinsicht an die Menschen weitergeben. In Salzburg bot sich mir der größtmögliche Wirkungskreis, da man von hier aus den gesamten (süd-)deutschen Sprachraum erreichen kann. Meine Rechnung diesbezüglich ist glücklicherweise aufgegangen (lacht). In meinem ersten Ausbildungskurs zur Logotherapie saßen bereits Leute von Zürich bis Wien.

Sie haben als Seelsorger und Logotherapeut viele Menschen beraten und begleitet. Welche Rolle spielt Sinn in unserem Leben und was passiert, wenn wir den Sinn nicht sehen?

Sinn ist das größte Thema überhaupt. Sinn kann man per se nicht formulieren, das schaffen nur Theologen mit einem Glaubensbekenntnis. Dennoch: Sinn definiert sich über Wertentscheidungen, ich muss draufkommen, was mir wirklich wichtig ist. Wenn ich das nicht weiß, werde ich nie sagen können, dass es sinnvoll ist, was ich tue.

Sinn ist meist nur in kleinen Facetten greifbar. Den großen Lebenssinn können wir nur über den Sinn einzelner Situationen erfassen. Wenn ich den Blick auf die Sinnhaftigkeit der vielen kleinen Facetten des Lebens, in denen ich gerade bin, verliere, dann entsteht Sinn-Leere, ein existentielles Vakuum. Diese Leere können wir als Menschen kaum aushalten und wird sie mit nichts wirklich Wichtigem gefüllt, folgen oft meist übermäßige Arbeit, Süchte vom Alkohol bis zum Internet oder das Streben nach immer mehr, immer schneller, immer größer. Dann haben wir mit nichts mehr genug. Mit Sinn im Leben, ist das Leben wesentlicher, echter, intensiver.

Welche Menschen wollen Sie mit dem SinnZENTRUM ansprechen und warum?

Ich will Jede und Jeden ansprechen. Alle Menschen, die wesentlicher, echter und intensiver leben wollen. Alle, die sich mit ihren eigenen Wertkriterien sei es persönlich, beruflich oder gesellschaftlich auseinandersetzen wollen bzw. müssen.

Das SinnZENTRUM-Angebot ist sehr unterschiedlich und enthält ein breites Spektrum. Was ist die Klammer, die etwa ein Angebot wie „Geistiges Heilen“, Achtsamkeitstraining mit der Logotherapie-Ausbildung und einem Business-Coaching zusammenhält?

Wir möchten Menschen oder auch Unternehmen auf ihrem Weg zum „Ganz-Werden“ begleiten. Uns geht es um Lebensfreude, um persönliche Zufriedenheit, um tiefe Heilung. Es geht um die Integration der verschiedenen Aspekte des Lebens und da gehört alles aus unserem Angebot dazu. Jeder kann wählen, für den einen ist es mehr das, für den anderen mehr das andere.

Was ist ihre Vision bzw. Ihr Wunsch mit dem SinnZENTRUM Salzburg. Was wollen Sie in, sagen wir, zehn Jahren erreicht haben?

Ich möchte viele viele Menschen erreichen, damit so viele wie möglich ein sinnvolleres und erfüllteres Leben leben können. Dafür bieten wir im SinnZENTRUM Salzburg die persönliche Beratung, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Sinn-Themen, Aus- und Weiterbildungskurse sowie größer angelegte Vorträgen und Seminare.

Wir danken für das Gespräch!

 

Foto Credit: Ruth Rambousek

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